Greck Consulting GmbH & Co. KG
Aktenzeichen "Konflikt ungelöst..."

Als erfahrene Wirtschaftsmediatorin weiß ich, dass eine Konfliktlösung im Rahmen einer Mediation gelingen kann. Eine Mediation ist ein strukturiertes Gespräch. Ohne Gespräch kann ein Konflikt beendet, aber selten wirklich gelöst werden. Wenn ein Gespräch aber gar nicht erst zustande kommt, wird eine Konfliktlösung in Form eines Konsenses herausfordernd.

GRÜNDE, WARUM EIN GESPRÄCH NICHT ZUSTANDE KOMMT

Eine oder beide Parteien sind nicht gesprächsbereit, weil:

  • es so entschieden wurde
  • der Konflikt oder die Zusammenarbeit als beendet angesehen wird und/oder
  • weil sie dazu emotional nicht in der Lage sind. Sie sind angespannt, Sie sind aufgeregt, enttäuscht, wütend, überfordert oder ängstlich. 

HIERBEI GEHT ES AUCH UM MACHT…

Oft wird dem vermeintlich Stärkeren unterstellt, dass er die Entscheidungen trifft. Also, wenn er entscheidet, dass es nichts mehr zu besprechen oder zu diskutieren gibt, dann ist das auch so. Punkt.

Hierbei sollte man aber die Macht des vermeintlich Schwächeren nicht unterschätzen. Auch er kann – insbesondere im Rahmen von Verhandlungen - nun entscheiden, kein Gespräch mehr zu führen.

Das Ergebnis lautet in beiden Fällen: eine (gute) Zusammenarbeit ist beendet.

Auch bei einem Konfliktklärungsgespräch kann das Ergebnis sein, nicht mehr zusammen zu arbeiten. Und auch das kann eine gute und richtige Entscheidung sein, keine Frage.

Sollten Sie nun mit Ihrem ungelösten Konflikt allein dastehen, empfehle ich Ihnen folgende Schritte:

  • Nehmen Sie sich Zeit.

Reflektieren Sie sich selbst und die Situation. Kommen Sie zur Ruhe. Fragen Sie sich selbst, was Ihnen wichtig ist und warum.

  • Ihre eigene Perspektive kennen Sie bestens!

Ihr Empfinden, Ihre Interessen und Ihre Sicht auf die Dinge sind Ihnen klar. Aber: wie könnte der andere die Lage wahrnehmen? Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit. Alle Wahrheiten sind subjektiv richtig und müssen nicht mit den Wahrheiten anderer übereinstimmen oder gemeinsame Schnittmengen haben.

  • Stellen Sie sich die Frage, wie der andere Sie sieht und welche Ansichten er oder sie haben könnte.

Vielleicht haben Sie unterschiedliche Erwartungen und Ansprüche. Sie setzen Ihre Prioritäten jeweils so, wie Sie es für richtig halten. Sie wägen ab, wie die eine Aufgabe mit Ihren anderen Tätigkeiten kombinierbar ist. Auch Ihre Werte spielen dabei eine Rolle.

Wenn Sie zum Beispiel momentan Ihren Hauptfokus auf Ihre Arbeit setzen, weil Sie das so möchten, dann tun Sie das. Genießen Sie, was daraus entsteht und wächst.

Haben Sie zum Beispiel ein zeitintensives Hobby oder verbringen Sie viel Zeit mit Ihrer Familie und Freunden, weil es Ihnen wichtig, dann genießen Sie auch das.

In allen Fällen gilt: Erwarten Sie bitte nicht, dass Ihre Mitarbeiter und Kollegen dieselbe Sicht haben wie Sie.

Versuchen Sie nicht, andere von Ihrer Perspektive zu überzeugen. Sondern: Tauschen Sie sich aus. Über das, was Sie möchten und was möglich ist. Gemeinsam können Sie dann entscheiden, wie Sie zusammenarbeiten.

FAZIT:

Stellen Sie sich also bei einem ungelösten Konflikt immer die Frage danach, wie der andere die Lage sehen könnte. Dieser Gedankenprozess erleichtert auch Ihnen den Umgang mit dieser besonderen Situation. Es kann auch Ihre Wahrnehmung und Bewertung beeinflussen.

Vielleicht ergibt sich nach einer gewissen Zeit noch die Möglichkeit für ein abschließendes Gespräch. Sollte das nicht der Fall sein: lernen Sie daraus!

Nehmen Sie sich vor, künftig bei ähnlichen Situationen mögliche Warnsignale frühzeitiger zu erkennen und anzusprechen.

Und damit können Sie die Akte „Konflikt ungelöst“ in Ihr Archiv einstellen und gelegentlich darin blättern.

 

Text, Grafik & Redaktion: Nadine Greck